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Jan Hellstern

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... AND WHAT ABOUT ME?

for an English version please check out my SUBSTACK

»Das, was ich wirklich will, kriege ich eigentlich nie.« Diese Aussage höre ich relativ oft, wenn ich mit jungen SchauspielerInnen in meinen about me - Workshops über das Thema Casting spreche. Wir drehen dort gemeinsam kleine, ehrliche Videos über sie selbst. Das ist vor allem für die diejenigen wichtig, deren Rollenportfolio noch nicht sehr aussagekräftig ist.

»Die Caster auf der anderen Seite des Tisches sind wegen Euch da. Sie wollen Euch finden!« Ein Casting ist grundsätzlich eine positive Situation. Das ist für viele meiner Studenten eine ungewohnte Sichtweise. Und obwohl sie absolut stimmt, gehen die meisten eher mit gemischten Gefühlen hin. Immerhin kann es letztlich unter den Duzenden von KandidatInnen nur eine Besetzung für die Rolle geben.

Wahrscheinlich bin ich zu dick, zu alt, zu groß, zu klein, zu laut, zu leise, zu schlicht. Ja, wahrscheinlich bin einfach nicht gut genug für diese Rolle.

Es sind Gedanken wie diese, die sich wie lähmende Ängste einschleichen. Stimmen, die kurz vor Deinem Auftritt in Dein Ohr flüstern: Schau Dir die anderen doch an! Da kann es doch nur ein Fehler sein, dass sie dich auch eingeladen haben!

Und omnipräsenter denn je steht all der Angst in diesem Moment der große Traum - das alles entscheidende JA! - gegenüber.

Die Bilder des »Was wäre, wenn ...« kommen ganz automatisch. Das Proben, das Spielen, der Erfolg, der Filmpreis - der alles verändernde nächste Schritt der Karriere. Schließlich musste man sich ja für das Casting auf die Rolle vorbereiten. Schon mal dran schnuppern, am großen Traum.

Zurückgewiesen werden GEHÖRT DAZU

Situationen wie diese betreffen nicht nur SchauspielerInnen. Letztendlich kennen wir das alle. Wir SchriftstellerInnen ebenso, wie wir MalerInnen, wir FotografInnen oder wir MusikerInnen. Wir alle brauchen immer wieder aufs Neue den Mut, uns sichtbar zu machen. Mit unserer Interpretation, unserer Kunst und all unserem Herzblut nach vorne zu treten, uns zu zeigen und dort alles zu geben.

Unser größter Gegner dabei ist die Angst. Denn die Angst gaukelt uns Visionen einer negativen Zukunft vor. Sie verhindert, dass wir im Flow bleiben und uns auf unser Talent, unsere Gabe konzentrieren. Sie setzt uns unter Druck.

In vielen Fällen macht Angst aus der Möglichkeit eine Gefahr. Sie erzeugt Rückzug, Aggression und Hemmungen. Sie erzeugt Kontrolle. Den Wunsch, die Dinge im Griff zu haben. Und genau das führt letztlich dazu, dass wir aus der Rolle fallen. Fehler machen, nicht im Moment sind und die Dinge mit dem falschen Mindset angehen. Die eigentlichen Auslöser dieser Angst liegen oft sehr weit zurück.

Stephen Kings Definition von F.E.A.R. (False Evidence Appearing Real) mahnt uns genau davor: uns nicht unseren alten, längst nicht mehr gültigen Verletzungen zu ergeben, sondern unsere inneren Unsicherheiten zu bekämpfen, um letztlich an ihnen zu wachsen.

Der Schweizer Rolf Döbeli fragt: Was wäre das Allerschlimmste, das passieren könnte? Stell es Dir ganz genau vor! Gehe bis ins kleinste Detail. Und Du wirst sehen, je konkreter du die Konsequenzen vor dir siehst, desto mehr entzaubern sie sich und verlieren ihren Schrecken, ihre Allmacht.

FUTURE IS BASED ON TRUST

Vertrauen ist – aus meiner Sicht - der erfolgreichste Weg, uns gegen die Angst zu wappnen. Vertrauen in uns. In unsere Fähigkeiten. In unseren Weg und unsere Zukunft. Darin, dass wir besonders sind. Darin, dass wir geliebt werden. Dass man uns will. Bedingungslos. Ohne ein solches Vertrauen verlieren wir die Grundlage zur inneren Ruhe.

Vertrauen ist etwas, das man lernen kann. Man muss sich darauf einlassen. Dazu gehört auch das Loslassen von den falschen Träumen. Dazu gehört, nicht nur auf der Bühne, sondern auch in unserem Lebensentwurf, Verletzlichkeit zu riskieren.

Sobald wir den Mut aufbringen und vertrauen, werden wir merken, dass Verletzlichkeit immer Wachstum bedeutet. Mit meinen jungen SchauspielerInnen mache ich oft eine Werteimagination zum Thema Mut.

Frei nach Uwe Böschemeyer, einem Meisterschüler Viktor Frankls, begegnen sie in einer Art geführten Meditation ihrem mutigen Selbst. Fühlen diesem inneren Anteil ihres Selbst nach und lernen sich auf eine erfrischend neue Art zu spüren.

Die Erkenntnis daraus ist simpel: Wir alles haben, was nötig ist, um aus unserer Komfortzone herauszutreten. Es ist Teil der Grundausstattung. Und der Einsatz lohnt sich immer. Der Lohn wird vom Leben direkt ausbezahlt. In Form von Wertschätzung, Anerkennung, gesteigertem Selbstwertgefühl und vor allem in Form von Liebe.

Und mit dieser Liebe im Rücken können wir uns zurücklehnen und locker über die paar Dinge, die nicht klappen - vielleicht weil wir sie ein bisschen zu sehr gewollt haben - schmunzeln und zu uns sagen:

IF IT DOES NOT OPEN, IT IS NOT YOUR DOOR

Monday 05.26.25
Posted by Jan Hellstern
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